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NDR 1 - Bücherwelt Margarete von Schwarzkopf

 


Elisabeth Herzogin von Calenberg
Calenberg heißt nicht nur die Landschaft zwischen Deister und Leine. Es war auch der Name eines Fürstentums, das sich im 15. Jahrhundert vom Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel abgespalten hatte. Das Fürstentum Calenberg umfasste Neustadt am Rübenberge im Norden und Göttingen sowie (Hann.) Münden im Süden Von 1540 bis 1546 wurde es von einer Frau regiert: Elisabeth Herzogin von Calenberg. Ein Portrait dieser beeindruckenden Renaissancefürstin ist jetzt im Göttinger MatrixMedia Verlag erschienen. Elke Drewes stellt das Buch und den Autor vor. Der Autor Ernst-August Nebig hat sich von der Elisabeth Kirche in Hannover Langenhagen inspirieren lassen. Die ist nach Elisabeth von Calenberg benannt. Mehr als 30 Jahre hat der Orts-Heimatpfleger nach Spuren der Renaissancefürstin geforscht, die vor 450 Jahren gelebt hat. "Eine Germanistin hat in den 50er und 60er Jahren einen Briefwechsel veröffentlicht zwischen ihr und ihrem Schwiegersohn, dem Herzog Albrecht in Preußen. Und in diesem Briefwechseln, der in niederdeutsch geschrieben ist, habe ich eine Menge raus geschöpft. Andere Quellen sind mit Vorsicht zu genießen, weil man sie immer dargestellt hat als die Fromme oder auch Brave, die sie eigentlich nicht war. Sie war eine knall harte Politikerin, heute würde man sagen: eine Powerfrau. Eine Faszinierende Persönlichkeit des 16. Jahrhunderts. Ungewöhnlich, dass eine Frau damals soviel Macht ausüben konnte, dabei habe sie aber auch viel einstecken müssen. Sie war eine Renaissancefürstin durch und durch. Sie war junge Witwe, musste für ihren unmündigen Sohn regieren. Sie wusste, was sie wollte, und hat die Reformation in ihrem Fürstentum durchgesetzt". Als Martin Luther seine 95 Thesen an das Wittenberger Kirchentor schlägt, ist Elisabeth gerade sieben Jahre alt und spielt als geborene Markgräfin zu Brandenburg in einem Schloss an der Spree. Schon ihre Mutter hat sich gegen den Willen ihres Mannes der lutherischen Lehre zugewandt. Dafür wird sie von ihrem Mann verfolgt und muss nach Sachsen fliehen. Mit 15 Jahren heiratetElisabeth aus dynastischen Gründen den 40 Jahre älteren Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg. Er verwöhnt sie mit Geschenken und einem Residenzschloss in Münden: mit 140 Bediensteten und mehr als 120 Reitpferden. Das Paar bekommt 3 Töchter und einen Sohn. Aber Herzog Erich I., ein Mann in den 50ern, ist seiner Frau nicht treu. Er hat eine Mätresse aus dem Landadel: Anna von Rumschottel. Als Elisabeth nach der Geburt ihres Sohnes im Kindsbett erkrankt, rächt sie sich an ihrer Rivalin. "Sie hat gewusst wie man sich einer Nebenbuhlerin entledigt. Sie war eine junge Frau, 15 Jahre alt, und stellte fest: der Ehemann hat eine Mätresse, die muss beseitigt werden. Sie hat einfach behauptet: Anna von Rumschottel sei eine Hexe. Ergebnis: Neun Frauen landeten auf dem Scheiterhauen Ob die Rumschottel entkam ist heute ungewiss …" 1540 stirbt Herzog Erich I. im Alter von 70 Jahren. Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Elisabeth - kaum 30 Jahre alt - für ihren unmündigen Sohn Erich II. die Regentschaft. Keine leichte Aufgabe, denn ihr Mann hat ihr durch sein ritterliches Abenteuerleben einen großen Berg Schulden hinterlassen, schreibt Nebig. Aber Elisabeth beweist wirtschaftliches Geschick und ist sehr zielstrebig. Gegen den Willen des Kaisers und Ihres Sohnes führt sie die Reformation ein. Ihre Rechte Hand ist der Reformator Corvinus. Elisabeth schreibt ein Regierungshandbuch für ihren Sohn und ein Trostbuch für Witwen. Mit 17 übernimmt Erich II. die Regierung. Um sich von seiner dominanten Mutter zu befreien, nimmt er den katholischen Glauben an und zieht im kaiserlichen Auftrag gegen die protestantischen Fürsten zu Felde. Eine langwierige Fehde zwischen Mutter und Sohn beginnt. Ernst-August Nebig hat ein leicht zu lesendes Porträt der vielschichtigen Renaissancefürstin Elisabeth von Calenberg gezeichnet. Der Text wird ergänzt durch zahlreiche Schwarzweißbilder vieler historischer Persönlichkeiten sowie einem ausführlichen Stammbaum.

 


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