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Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)

 


Landtagspräsident verabschiedet sich mit Buch
Jeder Landtagspräsident hat seinen eigenen Weg, sich aus der Politik zu verabschieden. Als Horst Milde vor zehn Jahren ging, forderte er lauthals die Einführung des Mehrheitswahlrechts. Rolf Wernstedt warnte vor fünf Jahren, Niedersachsen stehe vor einem finanzpolitischen Kollaps. Beiden hielt man später vor, sie trauten sich erst jetzt, ohne Amt und Würden, die Wahrheit zu sagen. Jürgen Gansäuer, der sich gestern verabschiedete, wollte dieser Gefahr nicht erliegen und verzichtete ganz auf die aktuelle Landespolitik. Politisch allerdings wurde der letzte Auftritt des bisherigen Parlamentspräsidenten schon. Er stellte ein Buch mit Reden vor, die er in seiner 34-jährigen Politikkarriere gehalten hat. "Zukunft braucht Herkunft" heißt das Werk, das vor allem historisch-politische Vorträge Gansäuers enthält. Der CDU-Politiker hat als besonderes Anliegen, die Geschichte Niedersachsens stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Die Resonanz auf die Vortragsabende und Tage der offenen Tür war unerwartet groß, und Gansäuer selbst will sich künftig der historischen Forschung widmen, zunächst als Gasthörer an der Universität. "Ich bin ein umtriebiger Mensch, mich kann man nicht mehr ändern", sagte er am Freitag. Gansäuer warnt vor dem politischen Extremismus, vor den Verlockungen der Heilsredner und vor dem Verlust an christlichen Werten: "Ohne hinreichende Geschichtskenntnis kann Politik nicht gelingen." Ein Gemälde von Gansäuer übrigens, wie von allen seinen Vorgängern, wird es nicht geben - er hat es abgelehnt, sich malen zu lassen.

 


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