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Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)

 


Der lange Abschied
Wenn geschichtsbewusste und national gesinnte Dänen noch Vorbehalte gegen Deutschland haben, sprechen sie oft weniger vom Zweiten Weltkrieg denn von der Schlacht um die Düppeler Schanzen, die Preußen im April 1864 gegen Dänemark gewann. Ähnlich lang reicht das Gedächtnis der Welfen zurück. Alljährlich zeigt die Leibniz-Bibliothek in Hannover einen historischen Film zur Schlacht von Langensalza im Juni 1866, die der hannoversche König Georg V. für sich entschied. Zwei Tage später aber musste der blinde und autokratische Monarch, der entgegen der Entschließung seines Landtags Preußen trotzte, wegen der hohen Verluste aufgeben und ins österreichische Exil gehen. Preußen annektierte das Königreich Hannover. Damit verschwand - so die Sichtweise in Hannover - die einzige Gegemacht von Bedeutung in Norddeutschland. Patrioten schmerzt, dass einer der schönsten Innenstadtplätze Hannovers den Namen - Moltkes trägt - er war der Stratege der preußischen Siege gegen Dänemark und Hannover, nicht zuletzt, weil er die Eisenbahn für Truppentransporte zu nutzen verstand. Die Soldaten, die er in Langensalza nordwestlich von Erfurt einsetzte, kamen aus Hamburg und Minden. In einer Presseerklärung des Heimatmuseums Uelzen und der Leibniz-Bibliothek heißt es, das Jahr 1866 sei ein emotionales Thema in der hannoverschen Geschichte wie kein anderes. Auch deshalb beherbergt der niedersächsische Kreis Uelzen in seinem Museum Schloss Holdenstedt seit kurzem eine Ausstellung über das Ende der Souveränität, das seine Botschaft auch Schülern nahe bringen will. Die Schlacht von Langensalza gilt zwar als die am besten dokumentierte des 19. Jahrhunderts, anders als Preußens Rolle aber gilt manches auf der hannoverschen Seite als ungeklärt. Zur Eröffnung in Uelzen ertönten, nach dem Grußwort von Heinrich Prinz von Hannover, von Georg V. komponierte Lieder, die - so die Einladung - "bisher wohl kaum jemand gehört haben wird". Das Museum stellt die Ausstellung unter das Motto, das echte Welfen weiterhin beschäftigt: "Wie konnte das geschehen?" Undder Titel der Ausstellung könnte passender kaum sein - "Der lange Abschied".

 


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