Kunst | Kultur | Geschichte

Presse

Hildesheimer Allgemeine Zeitung (HIAZ)


Mord oder nicht?
Das Thema ist ja schon mal spannend. Ungeklärte Todesfälle, das zieht immer. Zumal dann, wenn es sich um Prominente handelt, die aus mysteriösen Gründen das Zeitliche gesegnet haben. Die Hildesheimer Autorin Anna Eunike Röhrig, die bereits einen historischen Roman, etwa 30 Buchübersetzungen sowie 14 Sachbücher über geschichtliche und kulturelle Themen veröffentlicht hat, legt nun "Mord oder nicht? - Ungewöhnliche Todesfälle in aufgeklärter Zeit" vor. Die Spanne der illustren Namen - vier Frauen und vier Männer - reicht von Philipp Christoph Graf von Königsmarck über Johann Joachim Winckelmann bis zu Karoline Königin von Großbritannien. Bei der handelt es sich "um eine Frau, die erstaunliche Parallelen zu Prinzessin Diana aufweist", erläutert Röhrig. Um Dianas Tod gibt es ja bis heute Spekulationen. Röhrig verwahrt sich allerdings dagegen, mit Spekulationen aufzuwarten. Sie arbeite "streng wissenschaftlich ...". Wie das Buch entstanden ist, erläutert sie so: "Es gibt Sekundärliteratur, aber es gibt auch Dinge, die man entdecken kann." Sie hat Archive aufgesucht - so hat sie in Darmstadt Briefe gelesen im Zusammenhang mit der Frage, ob Katharina die Große nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Schwiegertochter umgebracht hat. Ursprünglich hatte Röhrig gar nicht vor, ein Buch zum Thema "Mord oder nicht?" zu schreiben. "Ich habe für eine andere Sache geforscht, über Frauen und Mäzene", erzählt sie. "Da sind mir solche Schicksale begegnet. Viele konzentrieren sich auf das Zeitalter der Aufklärung", weist sie auf den Untertitel des neuen Buches hin. Irgendwann sei ihr klar gewesenen: "Das gibt doch ein eigenes Buch." Die vier Männer und vier Frauen, deren Ende sie nachgeht, gehörten nicht sämtlich dem Adel an. Doch ist das Nachforschen in dieser Gesellschaftsschicht einfacher als in anderen, denn: "Der Adel ist am besten dokumentiert." Sie schätzt, dass 90 Prozent ihrer Arbeit an dem Buch aus Recherche bestehen. Das sei "Mosaiksteine zusammentragen, wie der Kommissar das auch tut, wenn er seinen Fall löst." Eins aber unterscheidet sich von Kriminalromanen, bei denen es sich ja in aller Regel um Ausgeburten der Phantasie handelt: "Ich überlasse es dem Publikum, sich eine Meinung zu bilden", so Röhrig. Kriterien seien Antworten auf die Fragen: Was ist glaubwürdig? Was ist wahrscheinlich? Nicht nur der Leser, auch der Autor kann aus Büchern etwas lernen. Röhrigs Antwort auf die Frage nach dem eigenen Erkenntnisgewinn verblüfft ein wenig, ist aber dennoch einsichtig: "Wenn ich zynisch wäre, würde ich sagen: Tritt keinem so auf die Füße, dass er dich um die Ecke bringt."

 


[ zurück ]